Südkoreanische Streitkräfte

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Die Südkoreanischen Streitkräfte oder auch Streitkräfte der Republik Korea (Hangeul: 대한민국 국군, Hanja: 大韓民國 國軍, englisch: Republic of Korea Armed Forces, abgekürzt ROK Armed Forces) sind das Militär der Republik Korea (Südkorea). Sie umfassen knapp 685.000 Männer und Frauen in vier Teilstreitkräften, was ca. 1,3 % der Einwohnerzahl des Landes ausmacht.

Auftrag

Hauptauftrag der Streitkräfte ist der Schutz der territorialen Integrität Südkoreas, Wahrung der Bündnisverpflichtungen mit den Vereinigten Staaten, integrale Zusammenarbeit mit den United States Forces Korea (USFK) und den gemeinsamen Kräften der Vereinten Nationen. Dazu kommt die Sicherstellung der ständigen Gefechtsbereitschaft durch Ausbildung, Ausrüstung und Versorgung der militärischen Verbände und Überwachung der Grenzen.

Organisation

Die südkoreanischen Streitkräfte verfügen über eine Mannstärke von ca. 683.000 Mann.[1] Im Rahmen der Defense Reform 2020 soll die Zahl der im Dienst stehenden Truppen jedoch auf 517.000 reduziert werden.[2] Der Wehretat betrug 2006 $ 25,5 Milliarden, was einem Anteil am BSP von 2,7 % entspricht.[3]

Oberkommandierende der südkoreanischen Streitkräfte ist ex officio die Staatspräsidentin Park Geun-hye. Die Streitkräfte unterstehen dem Verteidigungsministerium, der aktuelle Vorsitzende des Generalstabs ist General Jeong Seung-jo.

Teilstreitkräfte

Die Südkoreanischen Streitkräfte bestehen aus vier Teilstreitkräften und zwei paramilitärischen Organisationen, deren Hauptaufgabe die Unterstützung der Streitkräfte im Kriegsfall ist.

Heer

Das südkoreanische Heer, die Republic of Korea Army, ist wegen der gebirgigen Topografie der Koreanischen Halbinsel mit einem Gebirgsanteil von 70 % und aufgrund der Bedrohung durch die nordkoreanischen Streitkräfte mit deren starker Präsenz entlang der demilitarisierten Zone das strategische Kernstück des südkoreanischen Militärs. Dementsprechend ist es die größte Teilstreitkraft mit über 560.000 Soldaten (Stand: 2004). Diese sind in drei Armeen organisiert, von denen zwei die Grenze sichern und die dritte eine strategische Reserve bildet.

Luftstreitkräfte

Die Luftstreitkräfte des Landes (Hangeul: 대한민국 공군, Hanja: 大韓民國 空軍,engl. Republic of Korea Air Force, ROKAF) sind eine moderne Luftwaffe mit über 600 Flugzeugen. Die nordkoreanischen Luftstreitkräfte verfügen über 150 bis 300 Flugzeuge mehr, die aber hauptsächlich aus älterer sowjetischer oder chinesischer Produktion stammen. Die meisten Flugzeuge sind aus US-amerikanischer Produktion, jedoch hat Südkorea 1997 mit der Entwicklung eines Trainingsflugzeuges begonnen und fährt Programme für die Entwicklung und den Bau mehrerer moderner Kampfflugzeuge.

Marine

Der Zerstörer Yi SunShin (DDH 975)
Die Chang Bogo (U-Boot-Klasse 209), 2005

 

Die südkoreanische Marine (Hangeul: 대한민국 해군; hanja: 大韓民國 海軍/engl. Republic of Korea Navy, ROKN) hat die Hauptaufgabe der Verteidigung der nationalen Gewässer Südkoreas und der Koreanischen Halbinsel. Allerdings ist die Marine auch in Friedenszeiten an UN-Friedensmissionen beteiligt. Die Marine ist in zwei Flotten eingeteilt, in der mehrere unabhängigen Flottillen sowie einer Naval Special Warfare Brigade operieren, in der die südkoreanischen SEAL-Teams sowie die Minentaucher zusammengefasst sind. Derzeit läuft eine Reform, an deren Ende die südkoreanische Marine bis zum Jahr 2020 in eine Hochseemarine umgestaltet werden soll. Zu dieser Reform gehört auch die Anschaffung von drei Hubschrauberträgern der Dokdo-Klasse für jede der drei Flotten sowie zweier Flugzeugträger. Die erste neue Fregatte der Incheon-Klasse (Projektbezeichnung FFX) lief 2011 vom Stapel. Die Klasse soll dereinst drei Schiffsklassen ersetzen und könnte bis zu 20 bis 24 Einheiten umfassen.

Marineinfanterie

Die südkoreanische Marineinfanterie (Hangeul: 대한민국 해병대, Hanja: 大韓民國海兵隊/engl.: Republic of Korea Marine Corps, ROK Marine Corps) ist nicht wie die meisten anderen Marineinfanterien der Marine unterstellt, sondern eine eigenständige Teilstreitkraft. Sie stellt die zweitgrößte derartige Streitkraft der Welt nach dem United States Marine Corps (nach deren Vorbild sie organisiert ist) dar und besteht aus zwei Divisionen und einer Brigade. Hauptaufgabe des Marine Corps ist die Verteidigung der zahlreichen Inseln vor der südkoreanischen Küste.

Andere Kräfte

Südkorea hat zwei paramilitärische Organisationen, die dem Befehl des Verteidigungsministeriums unterstehen und die im Kriegsfall die übrigen Streitkräfte unterstützen sollen. Dies sind zum einen die Republic of Korea Homeland Reserve Forces, in denen die Reservisten der aktiven Teilstreitkräfte organisiert sind, und das Republic of Korea Civil Defense Corps, bei dem es sich um eine Art Zivilschutzorganisation handelt.

Dienst und Laufbahn

Wehrpflicht

In der Verfassung Südkoreas wird der Wehrdienst als eine von vier Pflichten des Staatsbürgers (neben Bildung, Arbeit und der Entrichtung von Steuern) genannt. Ab dem 18. Lebensjahr kann sich jeder südkoreanische Staatsbürger freiwillig verpflichten, während das gesetzlich festgelegte Einberufungsalter zwischen 20 und 30 Jahren liegt.

Die Dauer des Dienstes richtet sich nach der Streitkraft, in der er geleistet wird. Im Heer und in der Marineinfanterie dienen Wehrpflichtige 24, in der Marine 26 und in der Luftwaffe 28 Monate. Ab Juli 2014 soll die Dienstzeit nur noch 18 Monate betragen.

 

Eine Besonderheit stellt das KATUSA-Programm dar, das englischsprechenden südkoreanischen Wehrpflichtigen erlaubt, ihren Wehrdienst alternativ in der 8. US-Armee der US Army abzuleisten, die in Südkorea stationiert ist.

Frauen in den Streitkräften

In der Praxis gilt die Wehrpflicht nur für Männer, dennoch dürfen Frauen sich freiwillig verpflichten. Ausgeschlossen sind sie von der Artillerie, den Panzertruppen, der Luftabwehr sowie der Militärseelsorge

 

Konflikt mit Nordkorea

Die Streitkräfte Südkoreas liefern sich immer wieder Scharmützel mit dem nördlichen Nachbarn. Zuletzt wurde im März 2010 ein Schiff der südkoreanischen Marine im Grenzgebiet mit Nordkorea versenkt. Während Südkorea den Norden verdächtigt, einen Torpedo auf die Cheonan abgefeuert zu haben, bestreitet dieser jegliche Schuld an dem Untergang, bei dem 46 Soldaten umkamen.[4] Am 23. November 2010 kam es zu einem Artillerieduell zwischen den Streitkräften beider Staaten. Südkorea hat daraufhin seine Streitkräfte in die höchste Alarmstufe seit dem Koreakrieg versetzt.[5]